1. Grundlagen der Neuen Institutionenökonomie
Die Wirtschaftswissenschaft erlebt in den letzten Jahren eine zunehmend um sich greifende Neuorientierung im Rahmen der Neuen Institutionenökonomie: die Einbeziehung des institutionellen Rahmens in die ökonomische Analyse. Es handelt sich hierbei um die sog. Neue Institutionenökonomik (auch Neue Theorie der Unternehmung genannt). Die Kerngendanken dieses Ansatzes sind erfreulich einfach: die Begründung und Benutzung von Institutionen oder Organisationen verursacht Kosten, Transaktionskosten, weshalb die Gestaltung der individuellen Verfügungsrechte auf das wirtschaftliche Gesamtergebnis nicht ohne Einfluß ist. Zur Neuen Institutionenökonomie gehören die Informationsökonomik, die Principal-Agent-Theorie, die Transaktionskostentheorie und die Property-Rights-Theorie. Allen diesen theoretischen Ansätzen ist gemein, daß sie hauptsächlich die potentiellen „Störungsquellen“ in Transaktionen untersuchen. Speziell befaßt sich die Neue Institutionenökonomik mit der Erklärung der in der Realität vorzufindenden institutionellen Infrastruktur und ihrer Entwicklung (explikative Sicht). Ferner soll untersucht werden, welche institutionellen Lösungen in bestimmten Situationen vorhandene Koordinationsprobleme am effizientesten zu lösen vermögen (instrumentelle Sichtweise). Im Vordergrund stehen Transaktionen und Institutionen.
Der Institutionenbegriff im Rahmen der Institutionenökonomie ist hier sehr weit gefaßt. Er umfaßt neben Märkten und Unternehmungen z.B. auch soziale Normen, die Sprache, das Geld und rechtliche Einrichtungen wie etwa Verfassungen, Vertragsformen oder Verfügungsrechte. Institutionen strukturieren unser tägliches Leben und verringern auf diese Weise dessen Unsicherheiten. Sie können sich im Extremfall „spontan“ aus dem Eigeninteresse der Individuen entwickeln, d.h. sich selbst organisieren oder – im anderen Extremfall – komplett durch Autorität organisiert werden.
Als Transaktion wird der Prozeß der Klärung und Vereinbarung eines Leistungsaustausches bezeichnet, dabei steht nicht der physiche Leistungsaustausch selbst, sondern die ihm logisch und zeitlich vorgelagerte Übertragung von Verfügungsrechten im Mittelpunkt.
Transaktionskosten sind die bei Bestimmung, Übertragung und Durchsetzung von Verfügungsrechten für einen bestimmten Leistungsaustausch entstehenden Kosten, Es handelt sich dabei vornehmlich um Kosten der Information und Kommunikation, soweit dies der Vorbereitung, Durchführung und Kontrolle der arbeitsteiligen Aufgabenerfüllung dienen. Man unterscheidet folgenden Kostenarten:
– Anbahnungskosten (z.B. Informationssuche und -beschaffung über potentielle Transaktionspartner und deren Konditionen)
– Vereinbarungskosten (z.B. Intensität und zeitliche Ausdehnung von Verhandlungen, Vertragsformulierung und Einigung)
-· Abwicklungskosten (Steuerung und Management der arbeitsteiligen Aufgabenentwicklung)
-· Kontrollkosten (Sicherstellung der Einhaltung von Termin-, Qualitäts-, Mengen-, Preis- und Geheimhaltungsvereinbarungen)
-· Anpassungskosten (z.B. Kosten für die Durchsetzung nachträglicher qualitativer, mengenmäßiger, preislicher oder terminlicher Änderungen).
Derartige Kosten entstehen bei Marktbeziehung ebenso wie bei unternehmensinterner Erstellung von Leistungen. Es handelt sich also im weitesten Sinne um Kosten, die durch Organisation und Abwicklung arbeitsteiliger Aufgabenerfüllung anfallen. Sie werden deshalb auch häufig als Koordinationskosten bezeichnet.
Die theoretischen Ansätze sind für das Marketing recht vielversprechend – im Besonderen für das Investitonsgütermarketing –, da sie den spezifischen Unsicherheitslagen in den Transaktionen des Marketing in besonderem Maße Rechnung tragen.
2. Theoretische Ansätze der Neuen Institutionenökonomie
2.1. Die Informationsökomomik
Zentrales Interesse der Informationsökonomik gilt dem Informationsgefälle zwischen Wirtschaftssubjekten. Sie bemüht sich um die Erklärung und Gestaltung der hieraus resultierenden endogenen, durch das Verhalten der Marktpartner geprägten Marktspannungen. Die Informationsökonomie befaßt sich dabei vor allem mit der Suche nach Konzepten für eine partielle Endogenisierung der transaktionsrelevanten Determinanten und der Entwicklung bestimmter, situativ unterschiedlicher Ausgestaltungsformen für Transaktionen. Eng zusammen mit der Informationsökonomik hängt die Principal-Agent-Theorie.
2.2. Die Principal-Agent-Theorie als Bestandteil der Neuen
Institutionenökonomie
Aufgrund der Arbeitsteilung im Wirtschaftsgeschehen kommt es häufig vor, daß ein Auftragnehmer (Agent) für einen Auftraggeber (Principal) handelt. So z.B. der Vorstand für die Aktionäre, die Bank für den Geldanleger oder die Werkstatt für den Autobesitzer. Ursache für diese Marktbeziehungen ist, daß die Menschen Ziele verfolgen, die sie ohne arbeitsteilige Prozesse nicht oder nur auf geringerem Niveau realisieren können. Die Theorie geht dabei von folgenden Prämissen aus:
Aufgrund des Unsicherheitsproblems besteht keine eindeutige Beziehung zwischen dem zu erreichenden Ziel und den dazu vom Agenten einzusetzenden Mitteln. Der Agent hat somit mehrere Handlungsalternativen zur Erfüllung des Auftrages, wobei das Ergebnis seiner Aktivitäten nicht nur von seinem Einsatz, sondern auch von zukünftigen unbestimmten Ereignissen abhängt
-· Der Principal unterliegt nun bzgl. der Handlungen des Agenten einer Unsicherheit. Er ist nicht in der Lage die Auftragserfüllung vollständig und kostenlos zu beobachten (hidden actions) oder eine einzige („richtige“) Auftragerfüllungsmöglichkeit vorzuschreiben. Es ist ihm nicht möglich, eingetroffene negative Ergebnisse mit Sicherheit entweder auf den Agenten oder auf negative Umweltentwicklungen zurückzuführen.
-· Dies schafft eine asymmetrische Informationsverteilung zu Lasten des Principals, also einen Informationsvorsprung des Agenten, der durch das Expertenwissen des Agenten noch erweitert wird.
-· Der Informationsvorsprung des Agenten bewirkt, daß dieser Freiräume für die Wahrnehmung seiner persönlichen Interessen zum Nachteil des Principals erhält (opportunistisches Verhalten). Diese Tatsache ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil i.d.R. ein Interessenkonflikt zwischen den beiden besteht.
Die Agency-Theorie beschäftigt sich mit der Suche nach optimalen institutionellen Ausgestaltungen solcher Beziehungen (effiziente Verträge). Das Effizienzkriterium ist hier die Minimierung der Agency-Kosten –Kontrollkosten des Principals, Garantiekosten des Agenten, verbleibender Wohlfahrtsverlust. Zur Beseitigung oder Reduktion des Informationsrisikos sind folgende Institutionen zu nutzen oder zu schaffen:
· Informationssysteme
· Anreizsysteme
· Kontrollsysteme
· Mitwirkungssysteme.
Die Anreize für den Agenten sollen so gestaltet sein, daß die Erfüllung seiner Ziele auch denen des Principals dient. Darüber hinaus ist ein effizientes Überwachungssystem notwendig, das nicht nur eine reine Ergebniskontrolle, sondern auch eine Verhaltenskontrolle beinhaltet. Außerdem sind Möglichkeiten zu schaffen, die eine Einflußnahme des Principals auf die Handlungen des Agenten ermöglichen.
2.3. Property-Rights-Theorie (Neue Institutionenökonomie)
Die Regelung der Verfügung über wirtschaftliche Güter ist eine unabdingbare Aufgabe in der Welt der Knappheit. Die Frage, ob die Verfügungsrechte privat oder sozial sein sollen, wurde und wird heiß diskutiert. Bei der Beurteilung dieser Fragestellung spielt die Berücksichtigung der Transaktionskosten eine zentrale Rolle. So kostet es Ressourcen, einen Mieter zu überwachen oder den Agenten, der eine Wohnung vermietet, zu kontrollieren. Der Anreizeffekt der Verfügungsrechte hilft, Transaktionskosten einzusparen und trägt auf diese Weise zur wirtschaftliche Wohlfahrt einer Gesellschaft bei. Die Property-Rights-Theorie der Neuen Institutionenökonomie untersucht die Herausbildung, Zuordnung, Übertragung und Durchsetzung von property-rights (Eigentumsrechten) unter Berücksichtigung der entstehenden Transaktionskosten. Dabei beeinflussen die Ausgestaltung und der Grad der Beschränkung einzelner property-rights an Gütern den Wert und das Verhalten im Umgang mit diesen Gütern.
Man unterscheidet absolute und relative Verfügungsrechte. Absolute Verfügungsrechte sind Rechte an Sachen, immaterielle Rechte (Markenzeichen), individuelle Freiheitsrechte. Absolute Verfügungsrechte wirken gegenüber jedermann, sie sind gekennzeichnet durch die absolute Herrschaftsmacht des Berechtigten. Relative Verfügungsrechte bilden sich unter anderem aus Schuldverhältnissen (Obligationen), es handelt sich hiebei um Befugnisse gegenüber einer bestimmten Person, nämlich gegen den Schuldner, nur gegen diesen ist das relative Verfügungsrecht durchsetzbar (die relativen Verfügungsrechte sind Gegenstand des Transaktionskostenansatzes). Zu den relativen Verfügungsrechten i.w.S. gehören auch „Rechte“, die sich aus persönlichen Beziehungen ergeben (z.B. eheliche Beziehung, Kunden- und Lieferantenbeziehungen).
Wie die Erfahrung lehrt, hat das Eigentum an einer Ressource durchaus Einfluß auf das wirtschaftliche Resultat. Es sind die wirtschaftlichen Anreize des privaten Eigentums, die zu sparsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen und damit zur sozialen Wohlfahrt beitragen. Dabei versuchen die Individuen aus ihren Verfügungsrechten „das meiste herauszuholen“ (Nutzenmaximierung). Eine geschickte Ausgestaltung der Verfügungsrechte trägt dabei zur Einsparung von Transaktionskosten sowie zu einer pfleglichen Nutzung von Ressourcen bei. Die Dezentralisation der Entscheidung über Ressourcenallokation ist deshalb der Sozialen vorzuziehen. In einer perfekten Privateigentums Wirtschaft mit übertragbaren Verfügungsrechten kommt es zu einer effizienten Allokation der Ressourcen, die Kontrollfunktion des Ressourceneinsatzes wird dabei vollständig von der Marktkonkurrenz übernommen.
In der Property-Rights-Theorie kommt auch das Problem der externen Effekte ins Spiel. Die Umweltproblematik entsteht ja gerade dadurch, daß es wegen der hohen Transaktionskosten (Meß- und Überwachungskosten) unmöglich ist, individuelle Verfügungsrechte an allen Ressourcen, etwa jedem konkrete Kubikmeter des Luftraumes, einzelnen Individuen zuzuordnen. Im Rahmen der Property-Rights-Theorie wird ein institutioneller Rahmen danach beurteilt, inwieweit er Transaktionskosten und externe Effekte minimiert. Untersuchungsgegenstand sind somit die institutionellen Rahmenbedingungen. Die Ausgestaltung der Verfügungsrechte kann damit die Allokation und Nutzung von wirtschaftlichen Gütern (Ressourcen) auf spezifische und vorhersehbare Weise beeinflussen.
2.4. Transaktionskostenansatz (Neue Institutionenökonomie)
Der Transaktionsansatz als Bestandteil der Neuen Institutionenökonomie stellt ein mikroanalytisches Instrumentarium dar, das die Entstehung und Entwicklung institutioneller Ordnungsmuster erklärt und zur Gestaltung effizienter Regeln für die Koordination wirtschaftlicher Aktivitäten auf einzel-, branchen- und gesamtwirtschaftlicher Ebene beiträgt. Dem Transaktionskostenansatz zufolge sind effiziente wirtschaftliche Strukturen und Prozesse in einer arbeitsteiligen Gesellschaft dann gegeben, wenn die „Reibungen“, die bei der Abstimmung zwischen den Beteiligten entstehen, möglichst gering bleiben. „Reibungsverluste“ – sie werden als Transaktionskosten bezeichnet – treten beim Leistungsaustausch innerhalb von Unternehmen (z.B. Vereinbarung von bestimmten Teilaufgaben zwischen Organisationsmitgliedern) und Märkten (z.B. Einkauf von Material) immer auf, weil die Beteiligten verschiedenartige Interessen verfolgen und über unterschiedliches Wissen und Können verfügen. Der Transaktionskostenansatz geht zurück auf einen 1937 veröffentlichten Aufsatz von R. Coase, wurde seit Anfang der 70er Jahre im wesentlichen von O.E. Williamson weiterentwickelt und heute u.a. von A. Picot vertreten.
Für Umfang und Struktur der Transaktionskosten macht es einen Unterschied, in welcher Weise die arbeitsteilige Leistungserstellung institutionell verankert ist (Vertragsformen, Rechtssysteme, organisatorische Regelungen, allg. Wertvorstellungen usw.) Folglich ist es z.B. von Bedeutung, ob eine Leistung im Wege des klassischen Einkaufs oder in Eigenregie erstellt wird. Die Höhe der in Kauf zu nehmenden Transaktionskosten hängt darüber hinaus von den Eigenschaften der arbeitsteilig zu lösenden Aufgaben ab. Z.B. ist die Erstellung von Standardleistungen weniger aufwendig zu koordinieren als die arbeitsteilige Bewältigung spezifischer und komplexer Probleme. Um die Transaktionskosten zu minimieren, muß somit für jeden Aufgabentyp die geeignetste Koordinationsform gefunden werden.
Ziel ist es, die Transaktionskosten durch optimale Kombination der Leistungsarten, die ein Unternehmen zur Erfüllung seiner marktlichen Aufgabe benötigt, mit der geeignetsten Koordinationsform zu minimieren. Die Quantifizierung der Transaktionskosten ist dabei problematisch, da sie i.d.R. unter die Kategorie der Gemeinkosten fallen und damit erhebliche Schwierigkeiten der Erfassung und verursachungsgerechten Zurechnung mit sich bringen. Die Eignung der Transaktionskostentheorie zur Entscheidungsunterstützung wird hierdurch jedoch nicht eingeschränkt, da die Koordinationsform, die die vergleichsweise geringsten Transaktionskosten verursacht, indirekt anhand der Transaktionseigenschaften zu ermitteln ist.
Die Höhe und Struktur der Transaktionskosten sowie die Effizienz alternativer Koordinationsformen ist abhängig von den Transaktionseigenschaften der Leistungen hinsichtlich Spezifität, strategischer Bedeutung, Unsicherheit und Häufigkeit. Die wichtigste Eigenschaft ist die Spezifität. Der Spezifitätsgrad einer Leistung ist umso höher, je größer die Wertdifferenz zwischen der beabsichtigten und der nächstbesten Verwendungsmöglichkeit ist (Quasi-Rente). Bei hoher Spezifität kommt es zu „monopolartigen“ Leistungsbeziehungen mit wechselseitigen Abhängigkeiten und Sicherungsbedürfnissen (Small-Numbers-Situation). Aufgrund der begrenzten Rationalität der Transaktionspartner entstehen Spielräume für opportunistisches Verhalten, deren Ausnutzung vor allem bei hoher Spezifität zu hohen Transaktionskosten (z.B. bei Wechsel des Transaktionspartners) führen kann (Spezifität als dominierende Einflußgröße der Transaktionskosten). Spezifische Leistungsbeziehungen basieren auf idiosynkratischen, d.h. auf be-stimmte Transaktionen spezialisierte, Investitionen.
Wesentlich für das Verständnis der Spezifitätsproblematik ist zudem die Unterscheidung zwischen ex-ante und ex-post-Spezifität. Während einige Transaktionen bereits von vornherein spezifische Investitionen voraussetzen, existiert zu Beginn anderer Transaktionen zunächst ein konkurrenzintensiver Wettbewerb um die Lieferung einer Standardleistung. Nachdem jedoch aus einer Vielzahl potentieller Transaktionspartner einer ausgewählt wurde, kann sich dieser, insbes. bei häufig wiederkehrenden Leistungsbeziehungen, transaktionsspezifische Fähigkeiten sowie idiosynkratisches Wissen aneignen und damit Vorteile, sog. first-mover-advantages, gegenüber seinen ursprünglichen Mitbewerbern erlangen (z.B. im Rahmen von Marketingaktivitäten). Hierdurch entwickelt sich aus einer ex-ante unspezifischen Ausgangslage im Laufe der Zeit ein monopolartige Transaktionsbeziehung (Fundamentale Transformation).
Mit zunehmender Spezifität wird damit ein stabiler und integrativer Transaktionsrahmen erforderlich, der sich durch einen hohen Integrationsgrad realisieren läßt. Für spezifische Teilleistungen sind klassische Kaufverträge viel zu aufwendig. Ein angemessener Kaufpreis läßt sich aufgrund fehlender Vergleichspreise erst in langwierigen Verhandlungen ermitteln. Die Abhängigkeit des Käufers vom Lieferanten und umgekehrt erschwert die Aushandlung des Leistungsaustausches erheblich. Um die Transaktionskosten zu senken, wird man anstelle eines klassischen marktlichen Fremdbezugs bzw. Verkaufs zu Kooperationen und bei sehr hohen Spezifitätsgrad zu relationalen Koordinationsformen (Eigenerstellung) übergehen. Unspezifische (standardisierte) Teile dagegen verursachen geringere marktliche (z.B. Kosten bei Austausch des Vertragspartners) als hierarchische bzw. interne (oftmals hohe Verwaltungskosten) Transaktionskosten und sollten daher mit einem niedrigen Integrationsgrad einhergehen. Zudem besitzt der Anbieter bei hohem Standardisierungsgrad einer Leistung Produktionskostenvorteile, wenn er Größenvorteile ausnutzen, d.h. mehrere Nachfrager bedienen kann.
Die zweite herausragende Eigenschaft ist die strategische Bedeutung der Leistung. Strategisch bedeutsame Leistungen gehen meist mit einer hohen Spezifität einher und sind daher im Rahmen eines hohen vertikalen Integrationsgrades zu erstellen. Darüber hinaus würde der Schutz des strategisch bedeutsamen Wissens bei niedrigem Integrationsgrad hohe Überwachungs- und Kontrollkosten nach sich ziehen.
Die Wirkungsweisen o.g. Eigenschaften werden durch Unsicherheit hinsichtlich qualitativen, quantitativen, terminlichen oder technischen Änderungen unterstützt: Zunehmende Unsicherheit erschwert eine längerfristige vertragliche Absicherung. Die Transaktionskosten für Vertragsformulierungen und nachträgliche Anpassungen etc. können insbesondere bei spezifischen und/oder strategisch bedeutsamen Leistungen bis auf ein prohibitives Niveau steigen. Änderungsintensive, aber standardisierte Leistungen da-gegen können effizienter über marktliche Verträge bereitgestellt werden. Daneben wirkt auch die Häufigkeit der Leistungserstellung unterstützend. Je öfter spezifische und/oder strategische Leistungen erforderlich sind, desto größer ist die Tendenz zu höheren Integrationsgraden.
Die Ableitung von Strategieempfehlungen wird neben den Transaktions-eigenschaften auch von Ein- und Auslagerungsbarrieren insbesondere bezüglich verfügbarem Know-how und Kapital beeinflusst. Ist aufgrund der Eigenschaften der Leistung eine Eigenerstellung anzustreben, stehen dem jedoch Know-how und/oder Kapitalbarrieren entgegen – d.h. der Erwerb des notwendigen Entwicklungs-, Fertigungs- und Vertriebs-Know-how ist mit hohen, oftmals prohibitiven Transaktionskosten verbunden – erhöht dies die Notwendigkeit für vertikale Kooperationsformen wie Strategische Allianzen, Joint Ventures, F&E-Kooperationen etc. Hohe Koordinationskosten entstehen etwa durch die notwendige Übertragung von personengebundenem Wissen ohne die Möglichkeit einer Abwerbung des Know-how-Trägers vom Lieferanten.
Weitere Barrieren wie z.B. das Ausmaß der Standortflexibilität, beschäftigungspolitische Restriktionen, logistische Besonderheiten, die Verfügbarkeit von informations- und kommunikationstechnischen Infrastrukturen (etwa als Voraussetzung für bestimmte Formen marktlicher Kooperation) oder rechtliche Bedingungen sind als zusätzliche Situationsspezifika in die Analyse einzubeziehen.
Neben der o.g. Quantifizierungsproblematik, die eine Skalierung der Ergebnisse in nur ordinaler Form zuläßt, für die Entscheidungsunterstützung jedoch von untergeordneter Bedeutung ist, besteht eine Kritik in der häufigen Vernachlässigung von Produktionskosten. Mit dem Argument, daß Produktions- und Transaktionskosten von gleicher Wirkungsrichtung sind oder daß nur geringfügige zwischenbetrieblichen Produktionskostenunterschiede bestehen, beschränken sich viele Autoren auf die Transaktionskostena-nalyse. Da jedoch auch eine gegenseitige Kompensation denkbar ist, scheint eine ergänzende Betrachtung von Produktionskosten zweckmäßig. Darüber hinaus ist die Nichtberücksichtigung der Ganzheitlichkeit des Leistungserstellungsprozesses sowie individueller operativer Einflußgrößen zu kritisieren. Das herausragende Anwendungsgebiet des Transaktionskostenansatzes ist zweifellos die Ermittlung des optimalen vertikalen Intergrationsgrades für die diversen Leistungsfelder eines Unternehmens (Leistungstiefenoptimierung/Markt-Hierarchie-Paradigma)). Ferner leistet die Transaktionskostentheorie überzeugende Beiträge zur Erklärung der Entwicklung interner Organisationsstrukturen (Übergang von funktionalen zu divisionalen Organisationsformen). Es wird deutlich, daß die Kosten der Information und Kommunikation wesentlicher Ansatzpunkt zur Rationalisierung, für die Entwicklung von Regelsystemen sowie für die Herausbildung von Institutionen aller Art sind. Zusammenfassend beurteilt bildet der Transaktionskostenansatz das Fundament einer allgemeinen Organisationslehre, indem er einen erklärungskräftigen und anwendungsorientierten Bezugsrahmen für die Gestaltung wirtschaftlicher Aktivitäten zur Verfügung stellt. N
Die Neue Institutionenökonomie klingt kompliziert, ist auch so
Dirk Stader
Danke Dirk !
gerne, war es brauchbar?
Habe einen „roten Faden“ für meine Hausarbeit gesucht.
Musste Transaktionskostentheorie und die Prinzipal-Agenten-Theorie verknüpfen.
Danke dafür
gerne