Das theoretische Rahmenwerk des IMP-Interaktionsmodells besteht aus vier verschiedenen Gruppen von Variablen, die die Interaktion zwischen kaufenden und verkaufenden Unternehmen beschreiben (Abb. 5) und die auf den Produktentwicklungsprozeß übertragen werden können. „Organisationen werden als soziale Systeme durch ihre Elemente, die Beziehungen zwischen den Elementen und durch die Beziehungen zur Umwelt charakterisiert.“[1]
Abb. 5: Das Interaktionsmodell der IMP-Group
Quelle: Backhaus [1992]
3.3.1.1 Der Interaktionsprozeß
Der Produktentwicklungsprozeß als interaktives Modell ist gekennzeichnet durch kurzfristige Episoden. Zwischen Verwender/Kunde und Produzent kommt es zum Austausch von Produkten, Informationen, finanziellen Mitteln und sozialen Beziehungen. Beispielsweise liefert der spätere Verwender des Produktes ein spezielles Bauteil oder das Know-how für eine Produktfunktion, oder er unterstützt den Produzenten mit Spezialisten, um ein Produktdesign zu realisieren, das seinen Anforderungen entspricht. Eine mögliche Kooperation im Produktentwicklungsbereich könnte auch die gemeinsame Finanzierung von Produktentwicklungen sein, so daß die Kosten nicht allein vom Produzenten getragen werden müssen.
Langfristig bauen sich Beziehungen auf, die durch gewisse Erwartungshaltungen und Verantwortlichkeiten gegenüber dem Partner gekennzeichnet sind. Es kommt zu Anpassungen zwischen den beiden Parteien, die das gegenseitige Vertrauen stärken, die Beziehung insgesamt festigen und die Basis für weitere Kooperationen bilden.
3.3.1.2 Die Interaktionsparteien
Der Prozeß der Interaktion und die Beziehungen zwischen Organisationen sind nicht nur abhängig von den einzelnen Elementen des Interaktionsprozesses, sondern auch von den jeweiligen Charakteristika der Interaktionsparteien. Das Ausmaß der vorhandenen Technologie in den beiden Partnerunternehmen ist entscheidend für das Innovationsverhalten, den Informationsbedarf und die Interaktionsbereitschaft. Unternehmen, deren Technologie ähnlich ist, werden andere Interaktionsformen finden als Unternehmen mit sehr unterschiedlicher Technologie. Die Größe eines Unternehmens, seine Struktur und Strategie prägen das Beziehungsgeflecht im Interaktionsmodell. Der Prozeß der Produktentwicklung wird zusätzlich beeinflußt durch die Erfahrungen, die beide Unternehmen mit Interaktionen haben. So wird beispielsweise ein Unternehmen mit positiven Erfahrungen aus früheren Interaktionen eher bereit sein, mit diesem oder anderen Partnern Produkte gemeinsam zu entwickeln und so das unternehmerische Risiko zu reduzieren.
3.3.1.3 Das Interaktionsumfeld
Die Beziehungen zwischen Käufer und Verkäufer auf Märkten können nicht isoliert betrachtet werden, sondern müssen in die Marktstruktur, die spezifische Dynamik der Marktsituation, die voranschreitende Internationalisierung und das soziale System eingeordnet werden.[2]
In einer sehr homogenen Marktstruktur werden Unternehmen aus Gründen des Wettbewerbs mit anderen Partnern gemeinsame Produktentwicklungen anstreben, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern und die Bedürfnisse des Verwenders/Kunden besser zu befriedigen, als alle anderen in Betracht gezogenen Wettbewerber (Komperative Konkurrenzvorteile). Die Verflechtungen im sogenannten „manufacturing channel“ werden Einfluß nehmen auf die Produktentwicklung, da die Anforderungen an das Produkt jeweils an den nächsten Produzenten weitergegeben werden und somit ein Produkt nachgefragt wird, dessen Design allen Anforderungen entspricht.
Produziert beispielsweise Produzent A elektronische Bauteile für Produzent B, der seinerseits Aggregate für Produzent C – den Elektromaschinenhersteller – entwickelt, so werden die Funktionsanforderungen des entsprechenden Bauteils von C über B bis schließlich nach A weitergegeben, der diese bei seiner Produktentwicklung berücksichtigen muß.
3.3.1.4 Die Atmosphäre
Aus den einzelnen Episoden entwickelt sich zwischen anbietender und nachfragender Organisation die sogenannte Atmosphäre, die durch das Kräfteverhältnis der beiden Parteien, ihren Kooperationsstatus, ihren gegenseitigen Erwartungen und die Intensität ihrer Beziehungen beschrieben wird.[3]
In ihrer ökonomischen Dimension reduziert die Atmosphäre beispielsweise die Transaktionskosten, da eine nähere Verbindung zum Partnerunternehmen die Distribution, gegenseitige Verhandlungen und administrative Maßnahmen effektiver gestaltet. Beide Parteien können den Produktentwicklungsprozeß des Partners besser kontrollieren. Zusätzlich ist eine gerechtere Verteilung der Produktentwicklungskosten möglich und die einzelnen Parteien können von der Kompetenz, den Möglichkeiten und den Ressourcen des anderen profitieren.[4]
Das Verhältnis zwischen den Interaktionsparteien kann kooperativ, aber auch konfliktionär sein. Konfliktpotential zwischen den Partnern bewirkt Innovation und Entwicklung, wenn es konstruktiv genutzt wird.[5] Die Atmosphäre, die nicht direkt gemessen werden kann, stellt den Zusammenhang zwischen den anderen Elementen her.[6]
[1] Vgl.: Backhaus [1992] S. 120
[2] Vgl.: IMP-Group [1982] S. 16-17
[3] Vgl.: IMP-Group [1982] S. 17-19
[4] Vgl.: IMP-Group [1982] S. 19-20
[5] Vgl.: Gadde/Håkansson [1993] S. 74
[6] Vgl.: Parkinson/Baker [1986] S. 285
LOL was ein elend goiler Kurzbericht 🙂
thx danke Dir wofür brauchst Du es?