Sind kokmplexe Organisationen überhaupt steuerbar, kann man Selbstorganisation organisieren, wie funktionieren Kommunikationsprozesse in komplexen Systemen. Luhmann geht davon aus, daß Unternehmen in seiner Autopoiese (Selbsterzeugung) seinen Weg geht, sehr selbstbezogen d.h. sich selbst beherrscht. Wenn man wissen will, was eine einzelnen Person z.B. ein Manager bewirken bzw. steuern kann, lautet die Frage zunächst, was überhaupt auf ihnzurechenbar ist, und was sich aus früheren Ursachen ergibt. Man muß dementsprechend die Systembedingungen – den Kontext – erforschen.
Eine ganz andere Frage ist, wie man Steuerung verstehen soll. Die kybernetische Herkunft des Begriffs „Control“ deutet darauf hin, daß es eigentlich immer nur um die Verminderung der Spanne zwischen dem Zweck und dem Zustand, der eintreten würde, wenn man nichts täte, geht. Für Luhmann läuft die ganze Zweckrationalität[2] dementsprechend immer auf eine Differenzminimierung hinaus. Man will die Differenz zwischen einem vorgestellten Produktionsziel und dem real erreichten vermindern. Man setzt sich Ziele und möchte die Realität an dieses Ziel heransteuern.
Wenn man aber systemtheoretisch denkt, fragt man, welche Differenz man überhaupt vermindern kann – oder in welchem Umfang ein System nicht auf der Vergrößerung oder dem Stabilhalten von Differenzen beruht. Kein Rechtssystem würde die Differenz zwischen Recht und Unrecht vermindern, kein Uernehmer will die Differenz zu einem Konkurrenten vermindern. Die Frage ist vielmehr: In welchem Bereich lohnt sich die Differenzminderung und in welchem Bereich will man die Differenz gerade verstärken (also die Qualität der eigenen Produkten gegenüber der der Konkurrenz vergrößern). Luhmann weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß jede Differenzminderung eine Differenzerhöhung in einem anderen Bereich mit sich bringt (Bei TQM müssen beispielsweise Mitarbeiter mehr arbeiten oder Ressourcen werden gebunden). Als These stellt Luhmann in den Raum, daß Lösungen für Probleme neue Probleme erzeugen.
Eine Umorientierung der Sprache von Zweckrationalität auf Differenzminderung und Differenzmehrung hat nicht den Zweck, herauszufinden, was man tun soll, sondern nur den einer komplexeren Beschreibung.
Diese Betrachtungsweise löst lt. Luhmann allerding nicht den Widerspruch, daß mein Unternehmen ein autopoietisches System ist, das ich nicht steuern kann, weil es sich selbst steuert. In einer Maturana-Version (keine Ahnung was das ist) heißt es einfach: Autopoiesis ist „natural drfit“. Es geschieht was geschieht. Jedes (menschliche, Anm. d, Verf.) Bewußtsein ist in sich ein autopoietisches System. Die Koordination und Koalition solcher Bewußtseinssysteme ist eher unwahrscheinlich. Diese Barriere wird durch die sprachliche Formulierung (weitergehend auch durch die schriftliche Niederlegung) z.T. durchbrochen.
[1] Vergleich. Was tut ein Manager in einem sich selbst organisierenden System, N. Luhmann
[2] Zweckrationalit = Ziele rational zur erreichen: In der methodologischen Sichtweise verstanden als systemimmanente Prämisse für das ökonomisches Prinzip und in der ethischen Sichtweise verstanden als Maß der Vereinbarkeit der Ziele eines Subsystems (Individuum) mit einem übergeordneten Subsystem (Unternehmung –> Wirtschaftsgefüge –> Gesellschaft)
[1] Vergleich. Was tut ein Manager in einem sich selbst organisierenden System, N. Luhmann
[1] Zweckrationalit = Ziele rational zur erreichen: In der methodologischen Sichtweise verstanden als systemimmanente Prämisse für das ökonomisches Prinzip und in der ethischen Sichtweise verstanden als Maß der Vereinbarkeit der Ziele eines Subsystems (Individuum) mit einem übergeordneten Subsystem (Unternehmung –> Wirtschaftsgefüge –> Gesellschaft)